Struktur und Bauart der Architektur in Pladen

Ausgang

Dreidimensionale Darstellung

Die traditionelle Bauweise in Pladen zeigt sich in zwei Gebäudetypen: Das Wohnhaus (Haus oder Hìlzahaus) und der Vieh-/Heustall (štol). Man findet beide Typen in separater Aufstellung oder in direkter räumlicher Verbindung.
Die fast vollständig aus Holz bestehenden Bauten weisen horizontal angeordnete Balken auf, die, an den Hausecken eingespannt, auf Grundmauern aus Mauerwerk aufliegen. Die Gebäude sind zumeist mit der Vorderseite nach Süden ausgerichtet und auf der Höhenlinie des Sonnenhanges des Tales gereiht positioniert. Das traditionelle Pladner Haus weist in der Regel einen rechteckigen Grundriß (10 x 9m) auf und verfügt über zwei Stockwerke, basierend auf einem Sockelgeschoss aus Mauerwerk. Einschließlich des Dachbodens zählt das Haus vier Stockwerke:
- Der aus Mauerwerk bestehende Sockelbereich (ciòkl - 'zoccolo') umfasst ein Kellergeschoß, worin meistens ein mit dem oberen Stockwerk in Verbindung stehender Kellerraum (kèlld(e)r) sowie eine Waschküche (boschkùchl) untergebracht sind.
Die Anordnung der Räume im ersten und zweiten Stockwerk wird durch die Lage des durchgehenden Flurs (labe) bestimmt:

ingresso nella casa

- Im ersten Stockwerk, in das man von der Wiese durch eine in den Flur führende Seitentüre (tòur) gelangt (dieser endet in der Regel mit einer weiteren Türe, die sich auf der gegenüberliegenden Seite befindet), liegt die Wohnstube (khòštibe) mit ihrem charakteristischen, gewölbten großen Heizofen (óuvn) aus Mauerwerk, der durch eine Öffnung im Flur (óuvnlòch) versorgt wird. Weiter befindet sich hier die Küche (kùchl) mit der dazugehörigen Feuerstelle (Herd) (hièrt oder óffnsvàir) und parallel verlaufenden Stangen an der Decke. Diese dienen zum Aufhängen von Lebensmitteln, da der Raum auch zum Räuchern (èisn) genutzt wird. Bei einer Ausstattung mit vier Zimmern befinden sich auf der gegenüberliegenden Seite des Flurs, im Norden, zwei weitere kleine Räume: Ein Abstellraum (štìbile) und ein kleiner Keller (kèllderle). Vom Flur führt eine Treppe (štìege) in das obere Stockwerk.

la stufa in muratura

- Das zweite Stockwerk weist den gleichen Grundriß auf: Der Flur erschließt zwei Schlafzimmer (kòmm(e)rn), und, bei vier Zimmern, noch zwei kleine Kammern (kèmmerlan). Auf diesem Stockwerk verläuft ein Balkon (sóld(e)r) an drei Seiten des Hauses entlang. An einem Ende des Balkons befindet sich ein Klosett (gònck). Ein seitlicher Teil des Balkons (meistens an der südwestlichen Ecke) wird von einem Holzverschlag abgeschloßen, um einen zusätzlichen Abstellraum (géd(e)nle) zu gewinnen. Häufig ist der Balkon an den Hausseiten beseitigt worden, ehemalige Zugänge zum Flur sind mancherorts noch erkennbar.
Eine letzte Treppe führt zum Dachboden hinauf.

il ballatoio frontale

- Der Dachboden (kómm(e)rdìlle) kragt an der Vorder- und Hinterseite des Hauses aus, manchmal wurde eine kleine Abstellkammer (gódn) daraus gewonnen. Das Schindeldach (doch) mit zwei Walmflächen wird von Sparren getragen, die untereinander mit einem großen Holznagel verbunden sind und sich auf dem Firstbalken abstützen. Eine Art Lattenzaun mit vertikalen Holzbrettern auf der Vorder- und Rückseite schließen den nicht von den Walmen bedeckten Dachboden auf den beiden Enden des Dachfirstes ab. Unter dieser Bedachung ist ein kleines Fenster angebracht, manchmal auch ein oder mehrere von Durchbruchverzierungen geschmückte Schlitze, damit Licht in den Dachboden gelangt. Die von den Walmenden ausgehenden beiden Dachrinnen (rìngl) sind aus Baumstämmen gefertigt, die rinnenförmig ausgehöhlt wurden.

spaccato del sottotetto

Die Fenster waren ursprünglich relativ klein, um den Wärmeverlust zu verringern. Erst in jüngster Zeit sind sie in vielen Häusern vergrößert worden, um eine bessere Belichtung zu erzielen. Der gewölbte Stubenofen aus Mauerwerk und der Küchenherd heizten die Wohnung. Durch die davon ausgehende Warmluft wurden die Räume im oberen Stockwerk mit geheizt.
Einige Häuser weisen eine schuppenartige Außenverkleidung mit kleinen, gerundeten Schindeln auf. Diese Art der Fassadenverkleidung und Verzierung geht vermutlich auf 1825 zurück.

Häufig war ein Gebäude für zwei Familien bestimmt. Die Teilung der Räume verlief in der Achse des Dachfirstes, der durchlaufende Flur war zur gemeinsamen Benutzung bestimmt. Die Suche nach Wohnlösungen für mehrere Familien hat in einigen seltenen Fällen zu dreistöckigen Gebäuden geführt.

In seltenen Bauvarianten des 19. Jahrhunderts ist der durchlaufende Flur rechtwinklig zur Gebäudevorderseite angelegt, wo sich dann auch die Haustüre befindet. Die daraus entstehenden Räume verteilen sich auf den zwei Seiten, wodurch eine klarere und zweckmäßigere Teilung für die beiden darin wohnenden Familien erzielt wurde.

Die heute erhaltenen Gebäude sind durch Umbau und Umgestaltung so stark verändert worden, daß keines von ihnen die 'reine' und unveränderte Bauweise des Hauses von Pladen perfekt wiederspiegelt. In vielen Fällen sind die Wohnhäuser durch seitliche Anbauten in erheblichem Maße erweitert worden, bis zur Verdoppelung (und manchmal, wenn auch selten, noch mehr) der überbauten Fläche und des umgebauten Raumes. Manchmal ist die Gebäudestruktur durch Erweiterungen so stark verändert geworden, daß der ursprüngliche Gebäudetypus kaum mehr zu erkennen ist.

Die Analyse der baulichen Struktur und Anordnung der Wohnhäuser, in Anbetracht der variablen Anordnung des Flurs, hat es uns ermöglicht, folgende Klassifizierung der Bauarten vorzunehmen:

schema delle tipologie costruttive sappadine

Im zweigeschoßigen Stallgebäude befindet sich im Erdgeschoß der Viehstall (štol), darüber ist der Heustall (Dìlle) untergebracht.

- In dem, wie bei den Wohnhäusern, hauptsächlich aus Mauerwerk errichtetem Erdgeschoß (nur in seltenen Fällen, vor allem bei den ältesten Bauten, aus horizontalen Balken errichtet), befindet sich der Viehstall, mit den entsprechenden Streulagern und Futterkrippen an den Wänden und vereinzelt mit einem Lattengehege für das Mastschwein.

- Eine Außentreppe (dìll(e)nštìege) führt in das obere Stockwerk zum Heustall, wo man auf den Balkon treten kann. Zum Balkon kann man aber auch durch eine Hintertüre (dìllntir) gelangen, die oft mit einer Stiegenrampe verbunden ist und mit einem kleinen Steg (prùcke) endet. Auf Balkonhöhe (pirl) befinden sich einige waagrechte Stangen, um das Getreide zu trocknen. Ein Dachboden (schìesse) dient als Lager für die zweite Heuernte (grùimat). Im Heustall werden die zahlreichen Landwirtschaftsgeräte gelagert, in einem eigens dafür eingerichteten Raum sind Stangen für die Heugarben untergebracht.

Nah am Vieh- und Heustall befand sich der charakteristische kèisn, ein Holzgerüst zum Trocknen des Getreides. Ein hierfür vorgesehenes Stangengitter ist an zwei hohen senkrechten Pfählen im Boden befestigt. Es sind davon nur noch zwei Exemplare erhalten.

Ursprünglich aus massivem Holzgebälk, wie die Häuser, wurden im 20. Jahrhundert die Ecken des Vieh- und Heustalls aus Mauerwerk aus lokalen Natursteinen gebaut und die daran angrenzende Abdeckung der Seiten mit Tafelwerk ausgebaut. In jüngerer Zeit wurden für die Gebäudeecken Ziegelsteine anstelle von Naturstein verwendet.

Aufgrund dieser Entwicklungsmerkmale haben wir die Vieh-/Heustall Gebäudekomplexe in drei 'Generationen' klassifiziert:

Jene Fälle, wo Vieh- und Heustall an das Wohngebäude angeschlossen sind, können mit einem, an die alphanumerische Formel der Klassifizierung anzuhängendes Zeichen, gekennzeichnet werden:
z. B.: A.2-El(W)^B.1