...Die Siedlung scheint zu Ende, jedoch taucht gleich über oder hinter einer Anhöhe oder nach überschreiten eines engen Tälchens ein weiterer Weiler auf, mit seinen Häusern, den vorhergehenden in der Ganzheit ähnlich, aber in den Details stets verschieden, mit seinen Rechenständern, seinen Kapitellen, seinen kleinen Kapellen, seinen Brunnen mit kristallklarem und frischem Wasser.

(A. Frova, Sappada, 1907, aus "Cadore", II, 1908).


Die Hauptcharakteristik der Siedlung von Sappada besteht aus einer Ansammlung von Häusern, in 15 Dorfkernen oder Weilern (héivilan), die in einer fast gleichmäßig verlaufenden Folge längs des Sonnenhangs des Tales angesiedelt sind. Diese entsprechen den Familiengruppen, die den Talkessel vermutlich ab dem 9. bzw. 10. Jahrhundert besiedelt haben (in einer Urkunde von 1296 ist von einem "von alters her" von der Gemeinde entrichteten Zins die Rede).

Noch heute sind die Spuren der Herkunft von Sappada / Plodn als wertvolles Beispiel einer deutschen Sprachinsel lebendig. Es überlebt nämlich ein besonderer Dialekt, der aus einer veralteten Enklave des mittelalterlichen Deutschen stammt, dessen Entwicklung entgegen der Entwicklung der deutschen Sprache im 13. Jahrhundert stillstand.

Wie die sprachliche Identität, so weist die Gemeinde Sappada auch einen markanten architektonischen Dorfcharakter auf, der durch die Art der Einspannung von horizontal verlaufenden Balken auf das Grundmauerwerk geprägt ist, welches für die Wohnhäuser in maßeinheitlicher Bauweise angelegt sind. Diese Strukturen, bei denen stets ein quer durch das Haus verlaufender Flur vorhanden ist, weisen zwei (auf einer Seite) oder vier (zwei für jede Seite) Räume auf, auf zwei (selten drei) Stockwerken, häufig mit nachträglichen Seitenanbauten erweitert.

Zum Wohnhaus (Haus) paart sich jeweils ein Heustall (Štol), mit Räumen im Erdgeschoss für die Unterbringung der Tiere, für die Lagerung des Heus im oberen Raum und für das Trocknen der Getreide auf externen Balkons.

Die einzelnen Bauten fügen sich zu kleinen Siedlungen zusammen, die den Weilern ihre Form geben, ringsherum stehen die kleinen Kapellen (màindlan), Kruzifixe (khràizen) und Brunnen (trégher) als Bezugselemente für die Gemeinschaft.

Der Bau einer neuen Straße im Jahre 1922, die mit einer geradlinigeren Strecke parallel zur alten Straße mehr talwärts verläuft, bot neben einer bequemeren Verkehrsverbindung neue Möglichkeiten der baulichen Entwicklung und trug indirekt dazu bei, den Dorfcharakter und die Bausubstanz der alten Weiler zu erhalten.